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In Köln wurde ein Konzert mit dem Werk "Piano Phase" von Steve Reich gestört, so dass der Interpret das Stück abbrechen muste. Hier einige Links dazu (Kölner Stadt-Anzeiger und Die Welt):
http://www.ksta.de/kultur/konzert-in-der-koelner-philharmonie-abgebrochen--reden-sie-doch-gefaelligst-deutsch---23646344
http://www.ksta.de/kultur/koelner-toleranz--so-debattiert-das-netz-ueber-das-abgebrochene-philharmonie-konzert-23652182
http://www.welt.de/kultur/buehne-konzert/article152816333/Beispiel-der-Verrohung-heutiger-Konzertbesucher.html Viele haben sich in den Medien darüber zu Recht empört, doch aus einigen Richtungen kam auch Verständnis, weil das Werk angeblich so modern sei (es ist fast 50 Jahre alt), manche verglichen es sogar mit dem berühmten Hape-Kerkeling-Gag "Hurz".
Warum hat Steve Reichs Werk nichts mit "Hurz" zu tun?
Bach wiederholt eine einzige rhythmische Figur, führt sie aber harmonisch weiter, während Reich eine einzige harmonische Figur wiederholt, die er rhythmisch (eben nicht harmonisch) so raffiniert überlagert, dass allein durch diese Mikrokanons neue, bis dato in der Musik nie gehörte rhythmische Strukturen entstehen, die die Form bilden.
(Bei Bach bildet die Harmonik die Form, also das, was sich verändert. Im berühmten Bolero von Ravel - auch so ein Wiederholungsding, bei dem übrigens in der Uraufführung protestiert wurde - ist es die Klangfarbe, also die Instrumentation). Dass die Harmonik bei Reich gewissermaßen atonal ist und fremd klingt, hat darin seinen Grund: Der Genuss bekannter harmonischer Fortschreitungen soll von diesem Konzept eben nicht ablenken (das ist übrigens bei den Minimalisten Glass und Nyman anders, deswegen sind sie populärer, sie "klingen schöner", während Reich eben zum Denken zwingt).
Hier auch noch der Link zu Reichs Werk:
https://www.youtube.com/watch?v=7P_9hDzG1i0
Am 20.3. gibts wieder meine Sendung "Klassikwelten", ab 16 Uhr live auf www.secondradio.de, einfach zu hören über die Website!
Dort erfährt man so was ...
Ich habe hier ja schon mal darüber berichtet, dass ich neben dem Bratschenspiel noch ein anderes musikalisches Interesse habe: die Kunst des Kontrapunkts.
Ich muss gestehen, ich tue mich mit einigen Herausforderungen auf diesem Gebiet ziemlich schwer. Allerdings habe ich nun weitere Fortschritte gemacht, seit ich vor etwa anderthalb Jahren auf ein tolles Lehrbuch gestoßen bin: „Kontrapunkt in Selbststudium und Unterricht“ von Thomas Krämer (der Titel ist gleichzeitig der Link zu Amazon).
Es gibt einen entscheidenden Unterschied zu den alten Kontrapunktschulen aus meiner Studienzeit (zum Beispiel die von Lemacher-Schröder oder Jeppesen):
Krämer stellt die Kunst des mehrstimmigen Komponierens in den Zusammenhang der Funktionsharmonik. Die Analysen und Aufgaben behandeln verschiedene Stile bis in die Romantik – und natürlich geht es sehr stark auch um den barocken Kontrapunkt. Am faszinierendsten finde ich die Übungen im Bachstil. Krämer präsentiert unter anderem kontrapunktische Sätze des Komponisten mit Lücken, die man dann vervollständigen soll (dabei wird man sofort SEHR demütig!). Und es gibt natürlich Aufgaben für Inventionen und Fugen.
Ich bin mittlerweile bei der vierstimmigen Fuge angelangt. Ein Ergebnis möchte ich hier präsentieren: die Fuge C-Dur, deren Thema von Krämer stammt. Es ist gleichzeitig die Aufgabe 4.B.24 (Seite 322) aus dem Buch.
Ich stelle hier die Partitur (Streicherversion) als PDF ein, und hier eine elektronisch erzeugte MP3-Datei zum Hören (Sound: großes Streichorchester).
Beides ist frei runterladbar und darf gerne verteilt werden. Ich stelle auch gerne Aufführungsmaterial (Stimmen) zur Verfügung. Bei Interesse bitte nachfragen.
Hier meine Vorgehensweise bei der Komposition der Fuge:
Nach einigen Fehlschlägen ist mir klargeworden: Man sollte nicht einfach anfangen und nach und nach das Stück komponieren, „wie es kommt“, sondern erst mal das Thema in verschiedenen Varianten vierstimmig setzen (mit dem Thema als Ober- und als Unterstimme, in Dur und Moll, modulierend und nicht modulierend, auf möglichst verschiedene Weise). Damit hat man schon mal die Gewissheit, dass man die Durchführungen der Fuge auch wirklich hinkriegt.
Dann sucht man sich ein markantes Motiv aus den erschaffenenen Kontrapunkten (oder aus dem Thema) für die Zwischenspiele, die ja unter Umständen themenfrei von einer Tonart in die andere führen sollen. Ich selbst tue mich mit den Zwischenspielen etwas schwer. In meiner Aufgabenlösung gibt es daher kaum themenfreie Abschnitte (eigentlich nur Takt 37 bis 39).
Bei den Vorbereitungen sollte man sich auch überlegen, ob es Möglichkeiten für Engführungen oder andere "Spezialkünste" gibt. Ich habe in diesem Thema keine Chance für eine Engführung gefunden, dafür aber eine Möglichkeit, das Thema mit seiner eigenen Spiegelgestalt zu kombinieren (ab Takt 40 in Violine 1 und Cello), und das ist ja auch schon was.
Viel Spaß beim Hören und Lesen!
1970 gründete ein Haufen junger Leute in England ein Sinfonieorchester - die „Portsmouth Sinfonia“. OK, das ist noch nichts besonderes, aber jetzt kommts:
Jeder Musiker, jede Musikerin in dem Ensemble hatte ein Instrument zu spielen, das er/sie garantiert nicht (!) beherrschte.
Doch dann ging die „Portsmouth Sinfonia“ auf die Bühne, spielte die Fanfare von Strauss’ „Also sprach Zarathustra“, Tschaikowskys „Tanz der Zuckerfee“, Beethovens „Fünfte“ und vieles mehr.
Gestern Abend unterhielten wir uns im Freundeskreis über lustige musikalische Phänomene wie zum Beispiel Florence Foster Jenkins, über die ja auch 2016 ein Film in die Kinos kommen soll. Und da fiel sie mir wieder ein, die legendäre „Portsmouth Sinfonia“, über deren Schallplatte wir uns einst als Studenten amüsierten.
Leider ging die Geschichte dieses Ensembles nach 9 Jahren (1979) zu Ende, aber wir haben ja YouTube, und dort gibt es herrliche Dokumente zu erleben.
Der Schluss aus Rossinis Ouvertüre zu "Wilhelm Tell" https://www.youtube.com/watch?v=nDZZEfrRbdw
Der erste Satz von Beethovens Sinfonie Nr.5: https://www.youtube.com/watch?v=-JrkFh5ful8
Der Wikipedia-Artikel (auf englisch):
https://en.wikipedia.org/wiki/Portsmouth_Sinfonia